Was ist personalisierte Arzneimitteltherapie?


von Mag. Erich Zöchling


Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, warum Sie manche Arzneimittel 3x täglich einnehmen müssen? Nicht häufiger, nicht seltener? Dabei ist keineswegs selbstverständlich, dass Medikamente auch exakt in der Einnahmedosis vom Körper aufgenommen werden. Es könnte gut sein, dass Sie trotz richtiger Dosis unterdosiert behandelt werden - oder eben überdosiert.
Eigetlich müßte die Gebrauchsanweisung unter Anwendung und Dosierung so lauten: Herr Weber nimmt täglich drei Tabletten, Frau Berger nur eine und für Frau Hager ist dieses Medikament gar nicht geeignet. 
Gibt es Möglichkeiten, hier die Vorgänge im eigenen Körper genauer zu kennen? - Ja! ...Wir stellen vor: Die personalisierte Arzneimitteltherapie. Warum diese Sinn macht und wie eine solche Analyse abläuft, erkläre ich Ihnen in diesem Beitrag.

Warum 3x täglich?-Bild: Apotheke Traisenpark
Bild: Apotheke Traisenpark

Warum 3x täglich?

Die Leber entscheidet, was brauchbar ist. Vitalstoffe zum Leben werden weitergeleitet, Unbrauchbares, wie Konservierungsstoffe, Ersatzzucker, der Sammlebegriff dafür ist Xenobiotika - aber auch Arzneistoffe werden in der Leber in Phase I unter drastischen, oxidativen Bedingungen so metabolisiert, um sie als wasserlösliche Substanz der Niere zur Ausscheidung vorzulegen.

Was benötigt die Leber für diese Umwandlung?

CYP-Enzyme

30 Enzyme in der Leber, davon hauptsächlich Cytochrom P450 (CYP) metabolisieren Arzneistoffe, man kennt sie alle. Der Bauplan für diese Enzyme steckt in den Genen, die fehleranfällig sein können.

Stellen Sie sich vor, CYP1 wird nicht richtig gebildet, hat nur eine halbe Funtkion. Nehmen wir an, für die Umwandlung von Arzneistoff A ist CYP 1 zuständig, schafft aber nur die Hälfte. Die Dosis 3x eine Tablette bewirkt, dass Arzneistoff 1 noch zur Hälfte im Körper ist, und schon kommt die nächste Dosis angerauscht. Es entsteht eine Kummulation - eine Anhäufung bis zur Überdosis, die muss noch nicht gefährlich sein, aber Nebenwirkungen sind garantiert. Nun kann CYP 1 ganz fehlen, dann verschlimmert sich oben geschilderter Ablauf. Dann wird wegen Unverträglichkeit bis Krankenhausbesuch abgebrochen.

Hätte man das vorher wissen können? Könnte man sich die Unanehmlichkeiten sparen?
Ja!

Rapid Metaboliser

Wenn ein anderes CYP nennen wir es CYP 2  durch einen Gendefekt doppelt gebildet wird, verläuft die Metabolisierung schneller und der Arzneistoff B für den CYP 2 zuständig ist, wird schneller abgebaut (metabolisiert), kommt unterdosiert bis gar nicht ins Blut, die übliche Dosis ist daher zu gering, oder der Arzneistoff führt zu keiner Wirkung. Spricht man bei sparsamer Enzymtätigkeit von "pure metaboliser" sind die doppelt schnellen die "rapid metaboliser". 

Andere Betrachtung: Arzneistoffe können als unwirksame "pro drugs" eingenommen werden. Das sind Vorstufenmoleküle und die Wissenschaft weiß, dass dieses Molekül von CYP3 zum Arzneistoff umgewandelt wird. CYP3 muss daher funktionieren, sonst gibt es keine Wirkung. Ist CYP3 ein "pure metaboliser" wird zuwenig umgewandelt, die Therapie ist wirkungslos. Das kann am Beispiel Clopidogrel (Plavix(R)) fatal sein. Clopidogrel ist ein solches pro drug und wird eingesetzt zur Vorbeugung von Infarkten. Studien belegen, dass die Wirksamkeit 70% sei. Man weiß, dass etwa 30% der Menschheit unter dem Gendefekt für CYP3 leiden. Wirkt Clopidogrel nicht, bemerkt man das erst bei einem Infarkt.

Kann man dem vorbeugen?
Ja!

Der Weg zur personalisierten Medizin: Stratipharm

Durch eine Speichelprobe können wir in der Apotheke Traisenpoark durch Kooperation mit einem Labor die Genfunktionalität für ihre Enzyme testen lassen. Dieser Test kostet 514,- und ist eine Leben lang gültig. Mit ihrer Analyse und uns zur Verfügung gestellten Datenbank können wir die Wirksamkeit ihrer Verordnungen überprüfen, kommen aktuell neue Wirkstoffe zur Anwendung wird die Datenbank aktualisiert, ihr Genprofil bleibt gleich.

Mein Tipp: Die Stratipharm-Analyse ist ein ideales Geschenk von Großeltern für ihre Enkerl. Eine Investition fürs Leben.

Mein Profil zeigt einen Gendefekt im Enzym zum Metabolisieren von Psychopharmaka, Coffein und Östrogene als "rapid metaboliser". Sollte ich jemals Psychopharmka benötigen, wird die Auswahl gering und es bestätigt, dass mich Kaffee nicht von Schlafen abhält.